Orgel

Die Weise – Orgel am Kreuzberg in Schwandorf

Da beim Bombenangriff am 17.04.1945 zusammen mit der Kirche auch die Orgel in Schutt und Asche versank, konnte man von der alten Orgel nichts wieder verwenden. Die neue Kirche wurde größer, höher und länger als ihre Vorgängerin, d.h. auch die neue Orgel musste sich an diese neue Umgebung anpassen. In den 50er Jahren nahmen sich P. Camillus Bachfischer OCD – der damalige Chorleiter und Organist (bis dahin stand ihm nur ein Harmonium zur Verfügung) – und Dr. Rudolf Walter aus Mainz dieser Aufgabe an: eine neue Orgel für das Marienmünster am Kreuzberg anzuschaffen. Nach langen Verhandlungen mit diversen Orgelbaufirmen übergab man den Auftrag an die Firma Weise in Plattling. Im Jahre 1959 begann sie mit dem Einbau der Orgel. Am 10. Januar 1960 war es endlich soweit, die Orgel wurde in einem feierlichen Hochamt unter Mitwirkung des Münsterchores und einem Festkonzert am Nachmittag eingeweiht. Seit diesem Tag erfüllt sie nun ihren Dienst, die Gemeinde und die Wallfahrer musikalisch in das Lob Gottes einzustimmen.

Bei der Planung für das Orgelgehäuse erinnerte man sich an die Blütezeit des Orgelbaus im 18. Jahrhundert, als die Orgel als „Werkorgel“ geplant wurde, d.h. das gesamte Instrument besteht aus mehreren Teilwerken. Da das Innere der neuen Kirche nicht mehr im Barock- oder Rokokostil aufgebaut werden konnte, versuchte man auch beim Orgelgehäuse sich neu, d.h. „modern“ zu entfalten und sich dennoch an das alte Werkprinzip anzulehnen. Die Planungen, das Rosettenfenster an der Rückwand der Kirche in das Orgelgehäuse zu integrieren, wurden frühzeitig verworfen.

Die Orgel der Kreuzbergkirche verfügt seither über vier Werke (drei Manuale und Pedal), die an der Schauseite des Orgelgehäuses, auch Prospekt genannt, gut zu erkennen sind:

  • rechts außen das Pedalwerk (goldene Pfeifen)
  • in der Mitte (hinter dem Engel) das Kronwerk
  • unter dem Kronwerk befindet sich das Schwellwerk
  • links außen das Hauptwerk

Die Register des Hauptwerkes werden vom 1. Manual (untere Tastenreihe) des Spieltisches gespielt. Als Register bezeichnet man eine Pfeifenreihe gleicher Bauart, Materialbeschaffenheit und gleichen Klanges. Die Namen können entweder die Bauform (z.B. Gedeckt, Spitzflöte, Rohrflöte) oder Tonhöhe (z.B. Oktave) bezeichnen, oder etwas über die Zusammensetzung aussagen (z.B. Mixtur). Manchmal ist auch ein klanglicher Vergleich mit Musikinstrumenten für die Namensgebung verantwortlich (z.B. Trompete, Posaune). Zurück zum Hauptwerk. Bei diesem Teilwerk beherrscht ein sehr kräftiger und prächtiger Klang den Raum. Das klangliche Fundament und Rückgrat bildet der sog. Prinzipalchor, bestehend aus den Registern Prinzipal 8`, Octave 4`, Octave 2`, Mixtur und Cymbel. Neben einem Flötenchor beinhaltet das Hauptwerk auch noch die beiden Trompeten 8`und 16`, die dem ganzen noch Glanz und Gravität verleihen.

Das Kronwerk wird vom 2. Manual aus gespielt. Die Register bestehen aus einem kleinen Prinzipalchor (Prinzipal 4`, Octave 2`und Mixtur), aus Flötenregistern und Aliquotstimmen. Ebenso wie die beiden Trompeten im Hauptwerk verleihen im 2. Manual Dulzian 16`und Franz. Oboe 8`Glanz und Gravität. Dieses Werk ist klanglich „schwächer“ als das Hautwerk, aber trotzdem als eigenes, selbständiges Werk spielbar.

Vom 3. Manual wird das Schwellwerk gespielt. Die Pfeifen dieses Werkes stehen in einem geschlossenen Holzkasten, der an der Vorderseite durch Jalousien geöffnet und auch wieder geschlossen werden kann. Hiermit lassen sich die Klänge an- und abschwellen, was dem Werk seinen Namen gibt. Das Betätigen der Jalousien erfolgt durch den Organisten über einen Balanciertritt am Spieltisch. Klanglich besteht das Schwellwerk aus einem vollständigen Prinzipalchor; besitz aber auch einige Elemente des französichen Orgelbaues; es ergibt sich ein weicher, grundtöniger und füllender Klang. Die Register Fagott 16`, Trompete 8`und Clarine 4`geben diesem Werk zusätzlich einen besonderen Charakter.

Das Pedalwerk bildet das klangliche Fundament der Orgel. Es wird mit den Füßen gespielt. Der Prinzipalchor als Grundlage und Posaune 16`und Trompete 8` geben dem Pedalwerk Kraft und Geltung und intensivieren den Gesamtklang der Orgel.

Der Spieltisch, rechts an der Seite, ist der Arbeitsplatz des Organisten. Von hier aus kann er alle vier Werke bedienen und zu einem ganzen, einheitlichen Klang zusammenführen.

Die Orgel besitzt 48 Register verteilt über die vier Werke. Eine Besonderheit ist der Umfang der Manuale, er reicht von C bis c4 (61 Tasten). Normalerweise ist bei Kirchenorgel ein Ausbau im Manual nur bis g3 üblich. Der Tonumfang ist hier somit größer. Aufgrund ihrer Register, die vom Subkontra C im Untersatz 32`bis zum c7 im Flötlein 1` reichen, verfügt die Orgel über hörbare zehn Oktaven. Somit wird der ganze Bereich des menschlichen Gehörs ausgeschöpft (16 bis 16000 Schwingungen pro Sekunde).

Die Spieltraktur ist elektro – pneumatisch, (griech. pneuma = Luft, Atem, Hauch), d.h. zwischen dem Tastdruck und dem Erklingen der Pfeife wird ein Stromkreis geschlossen, der wiederum einen Magneten öffnet, dadurch gelangt Steuer-Luft in dünne Röhrchen, die dann die jeweiligen Tonventile öffnen. Durch dieses Öffnen, kommt nun die eigentliche Luft aus der Windlade in die Pfeife – sie erklingt – der Ton entsteht. Auch die Registertraktur ist elektro – pneumatisch. Sie funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Spieltraktur, es erklingt am Schluss aber keine Pfeife, sondern das „eingeschaltete“ Register ist „aktiviert“ – also spielbereit und wartet darauf, durch Tastendruck zum Klingen gebracht zu werden.

Die Kreuzbergorgel hat insgesamt 3753 Pfeifen, verfügt über 6 Koppeln (KW-HW, SW-HW, SW-KW, SW-Ped, KW-Ped, HW-Ped), Organo pleno, Tutti, 4 freie Kombinationen, 2 freie Pedalkombinationen, Zungengesamt- u. Zungeneinzelabsteller, Schwelltritt und Crescendowalze.

Erbauer: Orgelfirma Michael Weise / Plattling Disposition und Beratung: Dozent Dr. Rudolf Walter / Mainz Entwurf und Gestaltung des Prospektes: Prof. Blasius Spreng / München

Disposition der Kreuzbergorgel:

Hauptwerk C – c4 Schwellwerk C – c4
Viola di Gamba 16´ Quintade 16`
Prinzipal 8´ Prinzipal 8`
Rohrflöte 8´ Gedackt 8`
Oktav 4´ Weidenpfeife 8`
Spitzflöte 4´ Oktav 4´
Nasat 2 2/3′ Querflöte 4´
Okatv 2´ Nachthorn 2´
Mixtur 5f. 2´ Sesquialter 3f.
Cimbel 3f. 1´ Hintersatz 4f. 2´
Trompete 16´ Scharf 4f. 2´
Trompete 8 Fagott 16´
Trompete 8´
Clarine 4´
Tremulant

 

Kronwerk C – c4 Pedal C – g1
Gedeckt 8´ Untersatz 32´
Spitzgambe 8´ Prinzipal 16´
Prinzipal 4´ Subbass 16´
Hohlflöte 4´ Holzpommer 16´
Oktav 2´ Oktavbass 8´
Hörnlein 3f. Bassflöte 8´
Sifflöte 1 1/3′ Quinte 5 1/3′
Flötlein 1´ Oktav 4´
Mixtur 4f. 1´ Waldflöte 4´
Dulzian 16´ Rohrpfeife 2´
franz. Oboe Mixtur 6f.
Tremulant Posaune 16´
Trompete 8´

Zusammengestellt im Advent 2009
Peter Pritzel

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