Karmeliten

Der Karmel ist ein Gebirgsrücken in Palästina, der am südlichen Ende der Bucht von Haifa ins Mittelmeer hineinragt. Diesem verdankt der Karmelitenorden seinen Namen, nahm der Orden doch dort seinen Anfang. Über die Anfänge des Ordens gibt es leider nur wenige Informationen, da keine Aufzeichnungen vorliegen. Sie stehen jedoch in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Aufblühen des Einsiedlerlebens und der gewaltigen Pilgerbewegung ins Heilige Land im 11., 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Der Bischof von Akkon, Jacques de Vitry, sagte über das Einsiedlerleben, dass heilige Männer der Welt entsagten und auf Grund ihrer religiösen Überzeugung Orte zum Wohnen auswählten, die ihrer Absicht und Frömmigkeit entsprachen.

Die Karmeliten führten in Nachahmung des Anachoreten und Propheten Elija am Berge Karmel ein Einsiedlerleben in bienenkorbförmigen, bescheidenen Zellen. Besonders ließen sie sich in der Gegend über der Stadt Porphyria (heute: Haifa), in der Nähe der Eliasquelle nieder, unweit vom Kloster der heiligen Jungfrau Margareta. Dort ist das „wadi ‚ain es-siah“, welches sich zum Mittelmeer hin öffnet und etwa drei Kilometer südlich des Karmelkaps liegt. Dieses Tal ist äußerst fruchtbar, was es einer ganzjährig fließenden Quelle verdankt, wodurch die Einsiedler ein Leben genau nach ihren Wünschen und Vorstellungen führen konnten. Bereits nach kurzer Zeit wurden sie „Brüder Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel“ genannt. Dieser Name ist ihnen bis heute geblieben. Vom damaligen Patriarchen von Jerusalem, dem heiligen Albert von Jerusalem, der zu dieser Zeit aus Sicherheitsgründen in Akkon lebte, erbaten die Einsiedler eine Lebensordnung, nach der sie leben wollten. Daraufhin wurde die Karmelregel in den Jahren zwischen 1206 und 1214 verfasst. Ihr Kernsatz lautet: „Tag und Nacht im Gesetz des Herrn betrachten und im Gebete wachen“.

Die Karmelregel enthält folgende wichtige Punkte:

– Jeder Bruder wohnt in einer Zelle, welche von der Zelle der Mitbrüder getrennt ist.
– Die Zelle soll nicht verlassen werden, außer es gibt einen wichtigen Grund.
– Die Brüder sollen sich täglich versammeln, um die heilige Messe zu feiern.
– Die Kapelle soll inmitten der Zellen liegen.
– Die Brüder sollen in Armut leben und sich ihren Lebensunterhalt durch ihrer Hände Arbeit verdienen
– Die Brüder unterstehen einem Oberen (Prior), den sie aus ihrer Mitte wählen.

Die Regel der Einsiedler wurde zur Sicherung der (kirchen-)rechtlichen Lage 1226 von Papst Honorius III. bestätigt. Drei Jahre später, am 9. April 1229, erneuerte Papst Gregor IX. die Bestätigung. Er legte jedoch den Akzent verstärkt auf die Armut, um das Gebetsleben nicht zu gefährden.

Die Karmeliten waren um 1230 gezwungen, das Kloster auf dem Berge Karmel zu verlassen und in Gebieten jenseits des Meeres, im heutigen Europa, Zuflucht zu suchen. Die Beweggründe bleiben bis heute allerdings im Dunkeln. Nach der Übersiedlung 1238 gründeten sie das erste Kloster auf der Insel Zypern. Bald darauf folgten Neugründungen in Messina (Sizilien), Aylesford (England) und Valciennes (Nordfrankreich). Schließlich breiteten sich die Karmeliten in ganz Europa aus, aber nur in einsamen Gegenden, damit sie ein Leben des Gebetes und der Einsamkeit führen konnten.

Die Karmeliten baten Papst Innozenz IV., ihre Regel zu mildern, da sich die Anpassung des Ordens an die in Europa herrschenden Umstände als sehr schwierig herausstellte. Am 1. Oktober 1247 veröffentlichte der Papst die von den Dominikanern Kardinal Hugo von St. Cher und Wilhelm, Bischof von Anterados (Tartous), abgeänderte Regel, welche den Karmeliten von nun an erlaubte, auch in Dörfern und Städten ihre Klöster zu gründen. Diese neue gemilderte Regel ermöglichte dem Orden ein Weiterbestehen, jedoch musste der kleine und noch dazu unbekannte Orden vor allem in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit all seiner Kraft um sein Überleben kämpfen. Ständig wurde er dem Verdacht ausgesetzt, erst nach dem Laterankonzil gegründet worden zu sein, musste wiederholt der drohenden Auflösung entgegenwirken und in den Jahren 1256, 1262 und 1289 die Bestätigung der Regel durch den Papst erbitten. Auf dem Konzil von Lyon 1274 drohte den Karmeliten erneut die Auflösung ihres Ordens. Erst mit der Bulle „Super cathedram“, eine von Papst Johannes XXII. im Jahre 1326 besiegelte Urkunde, war das Bestehen des Ordens endgültig gesichert.

Seit seiner Gründung war der Karmelitenorden aufs innigste mit Maria verbunden. Deshalb feierte der Orden sein Hauptfest am Fest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria.

Den Kirchen des Ordens waren schon sehr früh Bruderschaften Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel angeschlossen. Obwohl durch die Zeit bereits mehrere Päpste dem Orden mehrfach Anerkennung und Bestätigung aussprachen, war sein Fortbestand weiterhin bedroht.

In seiner Not nahm der damalige Ordensgeneral, der selige Simon Stock, seine Zuflucht zu Maria, der Königin und Mutter des Karmel. Er erbat von ihr ein besonderes Privileg für den Orden.

Laut Überlieferung erschien ihm die Gottesmutter Maria am 16. Juli 1251. In ihren Händen trug sie das Skapulier und sagte: „Das ist das Privileg für dich und die Deinen; wer mit diesem Gewande bekleidet stirbt, wird gerettet.“

Legt der Karmelit das Ordensgelübde ab, weiht er sich ganz und gar Gott in der Bereitschaft, in der Einheit mit Maria, Christus zu folgen. Die Verehrung des Skapuliers ist Ausdruck dafür, dass er ganz der Jungfrau Maria gehört, mit ihren Tugenden symbolisch durch das heilige Skapulier bekleidet ist, und ihr Bild in die Welt tragen will. Viele Heilige und große Männer und Frauen der Kirche trugen das heilige Skapulier, unter ihnen befanden sich auch Päpste und Bischöfe. Der religiöse Niedergang zu Beginn der Neuzeit verschonte auch den Karmelitenorden nicht und machte eine Reform des Ordens unumgänglich. Untrennbar mit dieser Reform sind die heilige Teresa von Avila und der heilige Johannes vom Kreuz verbunden.

Die heilige Teresa, geboren am 28. März 1515, trat nach langem Ringen am 2. November 1535 in das Kloster der Menschwerdung in Avila in den Karmelitenorden ein.

Dort wurde ihr sehr schnell bewusst, dass man nicht mehr nach dem ursprünglichen Ideal des Karmelitenordens lebte. Nach ausgiebiger Vorbereitung gründete sie am 24. August 1562 das erste Reformkloster San José in Avila.

Mit dem heiligen Johannes vom Kreuz folgte am 28. November 1568 die Gründung des ersten Männerklosters der Reform in Duruelo. Insgesamt gründete die heilige Teresa 17 Schwesternklöster. Zu ihren Lebzeiten wurden außerdem 14 Männerklöster der Reform gegründet. Teresa starb am 4. Oktober 1582.

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